Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages
“Pacta sunt servanda” – Partnerschaft zwischen Polen und Deutschen besiegelt
Fahnen, Banner und Blumenbouquets. Ein Pianist spielt Stücke von Chopin, Bach, Schubert und Rubinstein. Im Hintergrund steht eine wohl dekorierte Kaffeetafel. Dies ist der feierliche Rahmen für einen Festakt in einem gehobenen Kölner Hotel zur Unterzeichnung eines offiziellen Partnerschaftsvertrages zwischen der Kreisgemeinschaft Pr. Holland und dem Landkreis Elbing.
Er vermochte zu beeindrucken und schuf eine verpflichtende Stimmung.
Vor rund 30 Ehrengästen und Journalisten erläuterte der Elbinger Landrat Slawomir Jezierski, weshalb er die Initiative zu diesem Vertrag ergriffen hatte. Nicht nur, dass der ehemalige Kreis Pr. Holland bereits 1998 mit der Stadt Pr. Holland einen Partnerschaftsvertrag eingegangen sei. Er sei sehr bewusst auf den Pr. Holländer Kreisvertreter Bernd Hinz zugegangen: “Ich erkenne die Heimatliebe in den Augen dieser Menschen und verstehe jetzt, was sie in ihre Heimat führt, um dort etwas zu bewegen.”
Er unterstütze mit Nachdruck, was in dem Partnerschaftsvertrag stehe, der sich auf die Zusammenarbeit in den Bereichen Denkmalschutz, Kulturaustausch, Geschichtsforschung, Förderung der Region, humanitäre Hilfe und Förderung der deutschen Volksgruppe bezieht. “Herr Hinz und ich “, so Jezierski weiter, “wollen den Vertragsinhalt nach dem Grundsatz ‘Pacta sunt servanda’ umsetzen und mit Leben erfüllen.”
Emotional ergriffen zeigte sich der Kreispräsident des Landkreises, Ryszard Zagalski,. Er versicherte, sich persönlich dafür einzusetzen, dass der Vertrag “über seinen Text hinaus mehr als nur erfüllt wird”. Bernd Hinz und seine Kreisgemeinschaft haben in ihm einen Freund gewonnen. Zagalski ist neben Hinz und Jezierski der dritte Unterzeichner des Vertrages.
Hinz selbst erinnerte daran, dass Köln bereits 1998 Ort der Erstunterzeichnung eines solchen Partnerschaftsvertrages überhaupt war. Pr. Holland war die erste Kreisgemeinschaft, die eine solche Partnerschaft eingegangen ist. Sie ist nun die erste, die einen zweiten Vertrag mit einer weiteren polnischen Gebietskörperschaft eingegangen ist. Der Kreisvertreter möchte mit seinen Partnern die Kontakte im Sinne des 1991 verstorbenen polnischen Essayisten und Intellektuellen Jan Josef Lipski ausbauen, indem Vertriebenen und Polen gemeinsam aufeinander zugehen, gerade auch dann, wenn in Polen und Deutschland negative Stimmen und Stimmungen gegeneinander das Bild beherrschen. Die Partner müssten die Beziehungen zum Wohle der Völker in dem Europa der Zukunft vertiefen.
Auf die Weichenstellung durch den ersten Partnerschaftsvertrag zwischen der Stadt und der Kreisgemeinschaft Pr. Holland wies der Bürgermeister der Stadt Pr. Holland, Wieslaw Sniecikowski, hin. Die Praxis habe das Erfolgsrezept der Partnerschaft offenbart.
Aufgrund des damaligen Vertrages zwischen der polnischen Gebieteskörperschaft und der ideellen Gebietskörperschaft der deutschen Heimatvertriebenen wurden mehrere Objekte der historischen Bausubstanz der Stadt, darunter das Steintor und bereits 1996 das Mühlentor, restauriert. Die Kreisgemeinschaft residiert heute in einer eigenen Etage des Steintores, und auch der Deutsche Verein ist aufgrund der Partnerschaft zu einer anerkannten Größe in der Stadt geworden.
Der neue Partnerschaftsvertrag steht auf einem guten Fundament. Alle 17 polnischen Kreistagsabgeordneten haben dem Vertrag ausnahmslos zugestimmt. Trotz der heftigen Debatte um das Zentrum gegen Vertreibungen könnte der Vertag von den drei maßgeblichen Funktionsträgern in einer Feierlichkeit unterzeichnet werden, die frei von Schatten war und die Verbindlichkeit eines Rütlischwurs hatte. Es ist der nunmehr 16. Partnerschaftsvertrag zwischen einer ostdeutschen Heimatkreisgemeinschaft und der entsprechenden Gebietskörperschaft in den Oder-Neiße-Gebieten.
Bernhard Knapstein